„uns kommt nur die Komödie bei“
Friedrich Dürrenmatt
I.
Lehrer A., als sogenannte „Auslandsdienstlehrkraft“ an einen dieser exotischen Orte in einer so genannten Bananenrepublik „entsandt“, konnte mal wieder nicht einschlafen. Der Grund war nicht etwa latentes Heimweh, sondern - im Gegensatz zu den Genüssen der unerreichbar entfernt scheinenden Heimat - in der unmittelbar unerträglichen Nähe in Person eines klassischen Latino-Machos auszumachen: Der Nachbar feierte mal wieder eine seiner Salsa-Fiestas bis zum Hahnenschrei. „Dem werde ich’s zeigen!“ sagte sich A., nach monatelangem Martyrium mit der Geduld am Ende, und holte am darauf folgenden Montag, frühmorgens um fünf, seine Trompete aus dem Schrank. Nach dem Abspielen der Deutschen Nationalhymne intonierte er in Anwendung seines europäischen Bewusstseins auch noch die Marseillaise, zwar nur in der Beatles-Version, dafür aber mit einem enthusiastischen „love-love-liebevollen“ Crescendo. Dann legte er sich, zufrieden ob des gelungenen Überraschungscoups, wieder zum frühmorgendlichen Tiefschlaf nieder, wohl wissend, dass er an diesem Tage erst zur dritten Stunde einen Lückentext zu beaufsichtigen hatte. Wie überrascht war er dann, als in aller Herrgottsfrühe das Telefon klingelte und der Nachbar ihm mit ehrlich enthusiastischer Stimme zu dem herrlichen Konzerte gratulierte und ihn einlud, dieses auf einer seiner nächsten Fiestas vor Publikum zu wiederholen ...
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